S-Bahn in Berlin - Neue Nord-Süd-Linie S21 soll Reichstag in zwei Tunneln umfahren

Di. 19.12.23 | 14:17 Uhr
Symbolbild: Ein Arbeiter profiliert am 27.01.2023 bei einer Baustellen-Begehung des Nord-Süd-Tunnels der Berliner S-Bahn zwischen den S-Bahnhöfen Oranienburger Straße und Friedrichstraße das Gleisbett. (Quelle: dpa-Bildfunk/Christoph Soeder)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.12.2023 | Jan Menzel | Bild: dpa-Bildfunk/Christoph Soeder

Die neue S-Bahnlinie S21 soll Berlin in Nord-Süd-Richtung besser verbinden und den Hauptbahnhof mit der Ringbahn verknüpfen. Nun wurde der zweite Bauabschnitt beschlossen - mit Lösungen für mehrere knifflige Punkte.

  • Linie 21 soll eine neue Nord-Süd-Achse für die S-Bahn werden
  • Zweiter Bauabschnitt am Dienstag beschlossen
  • S21 soll den Reichstag in zwei Tunneln umfahren
  • Bauarbeiten mit Tunnelbohrmaschine werden frühestens 2027 starten

Der Senat hat am Dienstag entschieden, welche Route die neue City-S-Bahnlinie S21 unter dem Regierungsviertel hindurch nehmen soll. Demnach soll die S21 den Reichstag in zwei Tunneln östlich und westlich umfahren.

Die sogenannte Spange um den Sitz des Bundestages herum ist das Ergebnis mehrjähriger Beratungen und Planungsprozesse. Insgesamt wurden mehr als 50 unterschiedliche Streckenführungen erörtert.

Der geplante Streckenverlauf der S21. (Quelle: Deutsche Bahn)
| Bild: Deutsche Bahn

Die seit langem geplante Linie 21 soll eine neue Nord-Süd-Achse für die S-Bahn werden. Geplant ist, dass sie in bis zu 20 Metern Tiefe unter dem Parlaments- und Regierungsviertel hindurchgeht.

Mit der neuen Verbindung soll der Hauptbahnhof direkt an die Ringbahn angebunden werden. Bisher gibt es nur eine Ost-West-Anbindung des Hauptbahnhofs.

Außerdem soll die S21 die bisherige Nord-Süd-Verbindung entlasten. Die Kapazitäten des alten Nord-Süd-Tunnels dürften nicht mehr ausreichen, wenn künftig die Taktzeiten für die Züge der S-Bahn verkürzt werden. Der fast 100 Jahre alte Nord-Süd-Tunnel steht zudem vor einer Generalüberholung.

Das Projekt ist in mehrere Bauabschnitte unterteilt. Der nördliche Abschnitt von den S-Bahnhöfen Wedding und Westhafen durch die Europa-City zum Hauptbahnhof ist am weitesten fortgeschritten. Nach mehrfachen Verschiebungen soll die Fertigstellung dieses Abschnitts voraussichtlich 2024 erfolgen.

 

Der nun vom Senat beschlossene zweite Bauabschnitt vom Hauptbahnhof bis zum Potsdamer Platz gilt als technisch besonders anspruchsvoll. Kompliziert wird der Bau durch die Nähe zum Reichstagsgebäude, zum Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma und dem Holocaust-Mahnmal. In dem Bereich verlaufen außerdem die Tunnel der Fernbahn, der Nord-Süd-Bahn (S-Bahn) sowie der U-Bahnlinie 5.

So hatte der Bundestag Bedenken geäußert, dass Bauarbeiten den Parlamentsbetrieb gefährden und das Reichstagsgebäude in Mitleidenschaft ziehen könnten. Mit der doppelten Tunnellösung kann aber ein Mindestabstand von 7,4 Metern zum Gebäude eingehalten werden.

Vertreterinnen und Vertreter der Sinti und Roma in Deutschland hatten das Bauvorhaben ebenfalls kritisiert, weil es in unmittelbarer Nähe zum Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma entlangführt. Die jetzt gefundene Variante lobte Verkehrssenatorin Schreiner als die "minimalinvasivste".

Der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Berlin, Alexander Kaczmarek, sprach von einem "maximalen Schutz für das Mahnmal". Dieses werde auch während der Bauarbeiten nutzbar sein und in seinem Kernbereich nicht berührt.

Während der Bauarbeiten dürften sich die unmittelbaren Auswirkungen zwischen Kanzleramt und Bundestag in Grenzen halten. Dort wird eine Tunnelbohrmaschine eingesetzt, die sich unterirdisch vom Hauptbahnhof bis zum Brandenburger Tor vorarbeitet.

Vor dem Brandenburger Tor muss dagegen eine mehrere hundert Meter lange Baugrube ausgehoben werden – auch um die Maschine wieder herauszuheben. Projektbeteiligte rechnen damit, dass hier auch der Autoverkehr für rund zwei Jahre eingeschränkt werden muss.

Der Beschluss des Senats ist eine wichtige Etappe für das Projekt S21 in Berlin. Im kommenden Jahr will die Bahn den erforderlichen Antrag beim zuständigen Eisenbahnbundesamt stellen. Dann kann das Planfeststellungsverfahren beginnen. Mit einem Abschluss dieses Verfahrens ist frühestens 2027 zu rechnen.

Dieser jetzt beschlossene zweite Teilabschnitt der Linie S21 dürfte nach vorläufigen Schätzungen mehr als 600 Millionen Euro kosten. "Das ist das wichtigste infrastrukturelle Projekt, was wir die nächsten Jahre vor der Brust haben", sagte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU).

Die gesamte Strecke vom Wedding über Hauptbahnhof und Potsdamer Platz zum Südkreuz soll frühestens in 14 Jahren vollendet werden. Sie beträgt laut Bahn 7.200 Meter.

Das Unternehmen nannte im Vorjahr in einer Präsentation der Projektleitung das Jahr 2037 als Ziel für die Inbetriebnahme des dritten und letzten Bauabschnitts. Demnach soll 2024 festgelegt werden, wo genau die Trasse südlich des Potsdamer Platzes verlaufen soll. Im Korridor liegen der Gleisdreieckpark und mehrere denkmalgeschützte Gebäude.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.12.2023, 19:30 Uhr

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