Regionalliga-Zwischenfazit | Teil 2 - Cottbus, Babelsberg, Altglienicke und Luckenwalde im Hinrunden-Check

Di. 19.12.23 | 18:45 Uhr
Die Mannschaft von Energie Cottbus feiert mit den Fans (imago images/Picture Point)
Bild: imago images/Picture Point

Die Regionalliga Nordost geht in die Winterpause. Cottbus und Babelsberg sind noch im Aufstiegsrennen, während Altglienicke etwas unzufrieden dahinter feststeckt. Bei Luckenwalde zahlt sich eine neue Strategie aus. Die Klubs im Hinrunden-Check - Teil 2.

Energie Cottbus

Als Meister der vergangenen Saison ging Energie Cottbus auch in dieser Spielzeit wieder als größter Aufstiegsfavorit ins Rennen. Nach der Auftaktniederlage gegen Viktoria schienen die Lausitzer auch auf bestem Weg dorthin zu sein und blieben neun Spiele lang ungeschlagen (sieben Siege, zwei Remis). Zuletzt ging diese Leistungskonstanz jedoch verloren. "Wir haben in den letzten fünf Spielen nur fünf Punkte geholt. Das ist unterm Strich für eine Spitzenmannschaft zu wenig", zeigt sich Trainer Claus-Dieter Wollitz unzufrieden.

Der Moment des Rückschritts lässt sich ziemlich genau bestimmen. Seit der schweren Verletzung von Kapitän Axel Borgmann, der sich am elften Spieltag in Eilenburg einen Kreuzbandriss zuzog, tut sich Energie sichtlich schwer. "Nach seinem Ausfall können wir eine Veränderung in den Abläufen erkennen. Er ist ein Führungsspieler und Leistungsträger, der unsere Prinzipien und Strukturen auf den Platz bringt. Das haben wir bis heute nicht kompensieren können", sagt Wollitz.

Der Ausnahmespieler Borgmann wird noch bis zum Sommer fehlen und lässt sich mit dem aktuellen Personal der Lausitzer nicht ersetzen. Auch weil die Auswahl nicht besonders groß ist. "Wir haben den kleinsten Kader, aber die größte Erwartungshaltung", sagt der Trainer. Deshalb werden die Lausitzer im Winter wohl auch noch einmal auf dem Markt tätig werden und zwei bis drei Spieler mit Qualität suchen.

Eine wirkliche Alternative für den Kapitän zu finden, sei aber nicht möglich. "Das macht keinen Sinn, wenn Borgmann dann wieder gesund wird und wir dann noch einen haben. Außerdem ist es finanziell gar nicht stemmbar", so Wollitz.

Trotzdem zeigt er sich zuversichtlich, dass das große Ziel des Aufstiegs zu erreichen ist. Zwar geht Cottbus mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer Greifswald in die Winterpause, hat allerdings auch zwei Spiele weniger absolviert, weil zuletzt eine Krankheitswelle das halbe Team inklusive Trainer auser Gefecht setzte.

"Ich bin ein positiv denkender Mensch. Also zähle ich zwei Siege aus den Spielen dazu und dann reden wir nur noch über drei Punkte. Das ist absolut korrigierbar, sagt der Trainer. "Wir werden in der Rückrunde alles versuchen und alles rausholen, was drin ist. Wenn die Konstanz dann wieder zurückkommt, ist es für uns kein Problem auch mal acht Spiele in Folge zu gewinnen."

SV Babelsberg 03

Wie schon in der vergangenen Saison hat der SV Babelsberg einen starken Start hingelegt. Punktgleich mit Energie Cottbus gehören sie zu den fünf Top-Teams der Liga und sind mittendrin im Aufstiegsrennen. "Damit hätte so erstmal keiner rechnen können", sagt Trainer Markus Zschiesche. "Wir wissen zwar, was wir können, aber dass wir in der Hinrunde so abschneiden, damit sind wir wirklich sehr zufrieden. Wir sind kein Team, das einen absoluten Ausnahmespieler hat, sondern funktionieren sehr gut als Mannschaft. Deshalb stehen wir gerade oben drin."

Nur in den direkten Duellen gegen die Spitzen-Teams hakte es bisher noch. Die Spiele gegen Greifswald, den BFC und Energie Cottbus gingen alle verloren - nur gegen Viktoria gab es einen Sieg. "Ich sage den Jungs immer, dass man gerne gegen die großen Teams verlieren kann, wenn man gegen alle anderen gewinnt. Dann ist man nämlich auch oben mit dabei", sagt Zschiesche.

Trotzdem wünsche er sich noch mehr Leistungskonstanz seiner Mannschaft. Über den Winter wolle er daran arbeiten, leichte Fehler im Spiel abzustellen. Denn zuletzt stolperten die Nulldreier auch mal gegen einen vermeintlich schwachen Gegner. Im letzten Spiel vor der Winterpause unterlagen sie dem Schlusslicht Berliner AK.

Obwohl sie also mitten in der Spitzengruppe stecken, will man in Babelsberg offiziell nicht über den Aufstieg sprechen. "Wir haben intern ein Ziel, das auch intern bleiben soll. Aber ich kann sagen, wenn man da oben ist, will man natürlich da oben bleiben", sagt der Trainer. "Mal sehen, wohin uns das trägt. Am Ende ist ein direkter Aufstieg möglich, aber er ist nicht das ausgegebene Ziel. Und das wäre auch unrealistisch, schließlich gehören wir mit unserem Budget eher zum unteren Drittel."

VSG Altglienicke

Altglienicke startete mit einem runderneuerten Kader in die aktuelle Saison. Nur drei Feldspieler aus der Vorsaison sind noch dabei, allerdings verstärkte man sich durch einige namenhafte Neuzugänge. So richtig scheint das neue Team sich allerdings noch nicht zurecht zu finden.

Nach 15 Spielen geht die VSG mit 23 Zählern auf dem siebten Platz in die Winterpause. "Es ist momentan nicht zufriedenstellend", sagtCo-Trainer Dan Twardzik. "Wir haben das eine oder andere Spiel hergeschenkt und hätten uns mehr Punkte erhofft. Da sind wir einfach zu inkonstant. (...) 29 Tore nach 15 Spielen sind schon okay. Aber 21 Gegentore sind natürlich zu viel, wenn man ganz oben mitspielen will. Da fehlt die Balance."

Anfang November entschied sich die sportliche Leitung an einer weiteren Stellschraube zu drehen und entließ nach vier Jahren die Trainer-Legende Karsten Heine. Der 68-Jährige hatte mit Altglienicke eigentlich erfolgreiche Jahre bestritten und das Team direkt vor seinem Rauswurf mit vier Siegen in Folge in die obere Tabellenhälfte geführt, weshalb die Entscheidung für viele überraschend kam.

Heines Nachfolger Murat Salar hatte noch nicht besonders viel Zeit, um zu beweisen, ob er der richtige Mann sein wird, um die VSG nach oben zu bringen. Nach seinem Antritt führte er das Team erst in zwei Spiele (1 Sieg, 1 Remis), alle weiteren Partien bis zur Winterpause wurden abgesagt. Die freien Wochen kommen ihm also gelegen, um die Mannschaft kennenzulernen und seinen Spielstil zu implementieren.

Sein Co-Trainer zeigt sich von seiner Arbeit aber schonmal überzeugt. "Ich gehe fest davon aus, dass wir uns stärken und konstant abliefern werden. Wir wissen, dass wir mit unserer Qualität jedes Spiel gewinnen können. Am Ende wird man sehen, wo man steht", so Twardzik.

FSV Luckenwalde

Luckenwalde hat vor der Saison die Strategie verändert. Statt auf erfahrene Spieler zu setzen, will sich der Verein künftig als Ausbildungsverein definieren und hat den Kader dementsprechend stark verjüngt. "Wir wollen jungen Spielern die Möglichkeit bieten, den nächsten Schritt zu machen" sagt Trainer Michael Braune. "Finanziell können wir uns auch gar keine gestandenen Regionalligaspieler mehr leisten. Wir wollen lieber welche ausbilden und uns einen Ruf erarbeiten."

Dass die junge Mannschaft aber auch sportlich so schnell Ergebnisse liefern würde, damit war nicht unbedingt zu rechnen. "Wir wussten schon, dass wir viel Potential verpflichtet haben", so Brauner weiter. "Aber man weiß natürlich nie, wie die Jungs dann im Männerfußball ankommen. Sie haben diesen aber schnell adaptiert und wir sind zufrieden. Die Hinrunde mit den Jungs hat viel Spaß gemacht."

Das große Ziel des Klassenerhalts scheint jetzt schon zum Greifen nah. Der FSV geht auf Rang neun und mit einem Vorsprung von elf Zählern auf den Abstiegsplatz in die Winterpause. "Ich bin sehr zufrieden mit unserer Intensität", sagt der Trainer. "Wir sind in jedem Spiel viel gelaufen und gesprintet und ich bin überzeugt davon, dass wir in der Rückrunde sogar noch besser sein können. Aber ich bin auch nicht blauäugig und weiß, dass bei den anderen Teams im Winter nochmal viel passieren wird. Von daher wären wir gut beraten, möglichst schnell einen Haken an das Thema Klassenerhalt zu machen."

Ob ihm dabei zum Wiederbeginn der Liga Ende Januar all die Spieler zur Verfügung stehen, deren Entwicklung er bislang vorantrieb, ist unklar. "Es gibt natürlich bei talentierten Spielern jetzt auch Anfragen. Und es sollte für alle jungen Spieler am Ende das Ziel sein, Luckenwalde zu verlassen", sagt Braune. "Wenn einer der Spieler jetzt schon so weit ist, diesen Schritt zu machen, werden wir ihm keine Steine in den Weg legen."

Sendung: rbb24, 19.12.2023, 18 Uhr

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