Handelsverband zeigt sich gelassen - Verdi droht mit Warnstreiks im Weihnachtsgeschäft

Fr. 15.12.23 | 16:38 Uhr
Symbolbild: Menschen gehen mit Einkaufstüten am verkaufsoffenen Sonntag durch Berlin-Mitte. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.12.2023 | Michael Castritius | Bild: dpa/Fabian Sommer

Im Tarifstreit im Einzelhandel hat Verdi-Chef Frank Werneke Streiks auch im Weihnachtsgeschäft angedroht. "Wir sind verhandlungsbereit. Wenn die Arbeitgeber es nicht sind und es zu keinem Abschluss kommt, gehen die Streiks auch im Weihnachts- und Nachweihnachtsgeschäft weiter", sagte der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg reagierte gelassen auf die Streikdrohung. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands, Nils Busch-Petersen, sagte am Freitag dem rbb, die Kunden dürften voraussichtlich kaum etwas bemerken, sollte es dazu kommen.

Der Verband sei darauf eingerichtet und könne mit Arbeitskämpfen umgehen. "Wir nehmen sie ernst und halten trotzdem unsere Läden offen." Vielleicht gäbe es irgendwo eine Kasse weniger offen, insgesamt sei man aber in der Lage, das Weihnachtsgeschäft ordentlich und "zur Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden zu Ende zu bringen", so Busch-Petersen im Interview bei Antenne Brandenburg.

Verdi zeigt sich "verhandlungsbereit"

Verdi-Vorsitzender Frank Werneke betonte in der "Augsburger Allgemeinen", die Gewerkschaft sei verhandlungsbereit. Die Arbeitgeber würden allerdings aus Verdi-Sicht versuchen, "ein Tarifdiktat durchzudrücken", so Werneke. "Sie legen ein völlig unzureichendes Angebot vor, das wir bitteschön unterschreiben sollen, Verhandlungen darüber verweigern sie sich." Offenbar solle "auf Zeit gespielt werden".

Archivbild: Frank Werneke, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am 07.12.2023. (Quelle: dpa/Carsten Koall)

Verhandlungen stecken fest

Verdi fordert unter anderem im Einzel- und Versandhandel 2,50 Euro mehr Stundenlohn, im Groß- und Außenhandel fordert die Gewerkschaft 13 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 400 Euro im Monat. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.

Die Arbeitgeber bieten Lohnsteigerungen von rund zehn Prozent über eine Laufzeit von zwei Jahren vor. Verdi-Chef Werneke wies dies zurück. "Nach dem Angebot der Arbeitgeber im Einzelhandel für 2023 beispielsweise würde etwa eine Verkäuferin oder ein Verkäufer nur 1,04 Euro mehr in der Stunde bekommen, was viel zu wenig ist", sagte er. Zudem müssten sehr viele Beschäftigte mangels angebotener Vollzeitstellen in Teilzeit arbeiten.

Die Tarifgespräche im Einzelhandel stecken seit Monaten fest. Erst vergangene Woche kam es zu einem viertägigen Warnstreik im Einzelhandel.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.12.23, 07:30 Uhr

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